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allgemeine Hinweise

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Über das Sammeln alter Schreibgeräte

Das Sammeln alter Schreiberäte findet immer mehr begeisterte „Penmaniacs“, welche sich dieser Faszination nicht entziehen können. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Themengebiete. Material, Farben, Füllsysteme, Design, Funktionalität, die Marke oder der Hersteller sind mögliche Sammlungsschwerpunkte. Wertsteigerungen in den letzten 10 Jahren von teilweise über 200% sind keine Ausnahme, insbesondere bei deutschen Schreibgeräten. Es gibt weltweit über 10.000 aktive Sammler. Zu den begehrtesten Marken zählen neben MONTBLANC, Pelikan, Parker, Waterman, Faber Castell, Sheaffer, Swan, Conway Steward, Osmia, Sönnecken und Eversharp. Mit mehr als 1.000 historische Schreibgerätemarken und einer Modellvielfalt von 100.000 unterschiedliche Variation gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

 

In den frühen Jahren war es üblich auf Anfrage Kleinserien für jeden Fachhändler oder jede Vertretung zu produzieren. Die Vertreter der Hersteller zogen über Land und versuchten unter Vorlage von Mustern, die Händler zu einer Bestellung zu bewegen. Die Fachhändler, in starken Verbänden organisiert, waren die Macht vor Ort und man kam ihren Wünschen nach, sonst bestellten sie bei der Konkurrenz. Häufig vertrieben sie ihre eigene Hausmarke. Der Name des Herstellers war oft nicht erwünscht. Über 50% der Umsätze vor 1914 wurde mit Auftragsarbeiten für die Fachhändler oder Großkunden gemacht. Die kleinste Auflagen sollen bei einem Dutzend angefangen haben.

Edelmetallausführungen in Silber oder Gold wurden von Spezialbetrieben gefertigt. Hier orderte natürlich auch die Konkurrenz. So kommt es häufig zu gleichen oder ähnlichen Edelmetallausführungen für unterschiedliche Marken. Somit wird es nie einen vollständigen Überblick über alle Edelmetallausführungen aus dieser Zeit geben.

Das farbige Zelluloid wurde auch oft beim gleichen Lieferanten gekauft. Man versuchte sich natürlich mit Exklusivverträgen zu schützen, aber dennoch wurden viele Zelluloidfarbmuster von mehreren Schreibgeräteproduzenten eingesetzt. Neben dem Wissen um die Produktvielfalt wird der Sammler mit einer Vielzahl von Zustandsproblemen bei alten Schreibgeräten konfrontiert.

Richtige Feder, richtiger Clip, richtiger Kappenkopf oder Kappe – über 90% der gefundenen Schätze aus dieser Zeit sind katalogkonform. Es gibt aber immer wieder, besonders bei Clipsen Federn oder Kappen, Abweichungen, wo die Einzelbausteine zwar zusammenpassen, aber nicht zusammengehören. Die Gründe dafür sind vielschichtig:

  • Abgebrochener Clip, defekte Feder oder fehlende Kappe wurden beim Fachhändler durch das ersetzt, was er vor Ort verfügbar hatte, und der Kunde akzeptierte das.
  • Der Hersteller hatte das Originalteil nicht mehr und baute das Nachfolgerteil ein.
  • Ein Reparaturbetrieb ersetzte das Teil durch Eigenanfertigung oder durch auf dem Markt erhältliche Ersatzteile.
  • Der Benutzer selbst ersetzt das fehlende oder defekte Teil mit Teilen von anderen Füllern.
  • Und natürlich der Sammler selber, der das unvollständige Stück vollständig haben will.

Hinter all diesen Gründen liegt in erster Linie nicht die Absicht der Täuschung. Hier ist aber für jeden Sammler das notwendige Fachwissen sehr wichtig, damit er seinen Kauf richtig einschätzen kann.

 

Neben der Teileoriginalität sind für den Zustand und damit für die individuelle Wertbestimmung weitere Punkte zu beachten.

Clip:  Ist der Clip original oder ersetzt worden ?

Die ersten Clipse wurden als Zubehör zum Aufstecken auf die Kappe verkauft und kosteten einen Aufpreis. Viele Hersteller boten ein breites Sortiment von Aufsteckclipsen an. Vom einfachen, verchromten bis hin zum massivgoldenen Exemplar. Besonders beliebt in Deutschland war die Schlange aus Silber. In anderen Ländern, besonders in Frankreich und Italien, ging der Trend mehr zu klassizistischen Motiven. Die ersten fest mit dem Gerät verbundenen Clipse wurden aufgenietet. Aufgrund der geringen Ausbruchfestigkeit stellte man frühzeitig auf Clipse mit Ringbefestigung um, die durch den einschraubbaren Kappenkopf auf der Kappenhülse gehalten wurden. Bei den frühen Clipsen wurde die Kugel bzw. der Tropfen noch auf den Clip gelötet, bei den späteren Modellen wurden die Clipse dann aus einem Stück gefertigt.

Feder:

  • Ist die Feder original oder ersetzt worden
  • Ist die Feder verbogen? – Schreibt sie noch?
  • Sind die beiden Federkörner vorhanden (silberfarbene Iridiumpunkte an der Federspitze) ?
  • Wie ist die Schriftbreite der Feder (in Europa: je breiter, desto begehrter [BB, OBB, OBBB])?

 

Kennzeichnung:

Viele Hersteller haben sehr früh und ziemlich konsequent alle Kappen, Schäfte und Federn, sowie oft auch den Clip mit der Marke gekennzeichnet, allerdings nicht immer durchgängig. Nach Kundenwünschen wurde auch schon eine Ausnahme bei Schaft- und Kappenkennzeichnung gemacht. Auch wird die Aufschrift bei Kappen und Schäften aus Hartgummi durch Abrieb oder Hartgummioxidation schwächer, bzw. kann vollständig verschwinden. Hier gibt es unterschiedliche Sammlereinstellungen. Die einen legen viel Wert auf Originalität und polieren. Ihr altes braunes Hartgummischreibgerät nicht. Die Aufschrift ist dann oft noch vorhanden. Andere polieren, um die schwarze Farbe wieder zu erreichen. Dabei geht oft die Aufschrift verloren. Die großen Hersteller haben recht durchgehend ihre Schreibgeräte gekennzeichnet. Aber auch hier wurden manchmal Ausnahmen gemacht, so dass nicht immer eine Nummer oder ein Buchstabe zu finden sind.

Verfärbungen

Bei Hartgummi kommt es durch starken Gebrauch und besonders durch Licht zur Braun-Oxidation – der gelbe Schwefel tritt an die Oberfläche. Einen chemischen Umkehrprozess gibt es nicht. Man kann den Schwefel chemisch ablösen oder durch Abschleifen die Braunverfärbung entfernern. Letzteres geht aber zu Lasten der Aufschriften. Vor Poliermaschinen sei gewarnt – oft reibt man den Schwefel nur tiefer in das durch die Reibungshitze aufgeweichte Hartgummi.

Zelluloid ist nicht farbstabil; es dunkelt im Laufe der Zeit hauptsächlich durch Lichteinfluss nach. Zudem wird es durch manche Tinten verfärbt und zersetzt. So findet man oft Zelluloid-Füller, deren Schaft gegenüber der Kappe dunkel verfärbt ist. Hier ist der Gummisack porös geworden und Bestandteile der Tinte sind in das Zelluloid eingedrungen. Es gibt keine Möglichkeit zur Wiederherstellung der Originalfarbe. An vielen Kappen, besonders bei schwarzperl Modellen, finden sich dunkel verfärbte, oft eingesunkene Ringe im Bereich zwischen Kappenkopf und Mundstück. Hier hat die Tinte das Material von innen angegriffen, was oft zur völligen Zerstörung der Kappe führen kann. Je leuchtender und gleichmäßiger die Farbe ist und je ähnlicher Kappe und Schaft sind, desto höher ist der Wert. Auch das Tintensichtfenster bei Kolbenfüllern aus Zelluloid verfärbt sich von ursprünglich hellgelb im Laufe der Zeit zu dunkelrot. Daher kann man an der Farbe des Tintenfensters sehr gut absehen, ob das Gerät kaum oder häufig benutzt wurde. Auch farbige Schäfte bei Kolbenfüllern sind davon betroffen und häufig im Bereich des Tintenvorrats dunkler verfärbt.

Risse

Hauptsächlich kommt es immer wieder zu Kappenrissen, insbesondere im Bereich der dünnen Kappenlippe. Man kann diese kleben, aber sie bleiben bei genauer Betrachtung sichtbar. Gebrochenes Hartgummi lässt sich im Gegensatz zu Zelluloid nicht wieder verbinden. Wenn aus der Kappenlippe Stücke herausgebrochen waren, wurde die Kappe auch schon mal gekürzt. Der Kappenaufdruck ist dann nicht mehr mittig. Kappenrisse und besonders kürzere Kappen sind wertmindernd. Risse im Schaft sind äußerst selten und führen meistens zu starker Wertminderung, da damit der Füller wirklich defekt ist. Kleine Risse am Tintensichtfenster bei Kolbenfüller treten immer wieder auf, haben aber meist keinen Einfluss auf die Funktionalität. Dennoch erzielt ein klares und rissfreies Tintensichtfenster bei einem Füller einen erheblich höheren Preis (10-20%)

Funktionalität

Bei Füllerhaltern mit Gummisack (Hebel-, Druckknopf-, und Stoßfüller) ist es im Vorfeld wichtig zu prüfen, ob die Federsektion zum Erneuern des Gummisacks abschraubbar ist. Hier ist extreme Vorsicht geboten, da ein Zelluloidschaft oft aufgrund des Alters auf das Sektionsgewinde fest aufgeschrumpft sein kann. Hier hilft Wärme von einem Heißluftfön oder heißes Wasser. Sprechen Sie bitte vorher mit einem Experten, sofern Sie noch keine eigenen Erfahrungen diesbezüglich gemacht haben. Nicht vergessen zu prüfen, ob die Blattfeder im Schaft vorhanden ist. Gummisäcke und Blattfeder, sowie Druckknöpfe werden oft auf Sammlerbörsen aus Altbeständen angeboten.

Bei Kolbenfüllern ist zu prüfen ob sich der Dichtring über die Kolbenmechanik vollständig rauf und runter drehen lässt. Desweiteren ist die Dichtigkeit zu prüfen. Ein einfacher Fülltest mit Wasser gibt schnell Aufschluss. Ein undichter Dichtring lässt sich in der Regel reparieren. Eine defekte Kolbenmechanik ist allerdings für einen Kolbenfüller eine große Wertminderung (20%-40%). Auch hier sollte man vorher mit Experten über das Problem reden. Einige MONTBLANC-Kolbenmechaniken sind nicht zerlegbar und müssen komplett ausgetauscht werden.

Druckbleistifte funktionieren eigentlich immer. Sofern Ihnen ein Exemplar mit nicht funktionierender Mechanik angeboten wird, nur kaufen, wenn Sie eine funktionierende Ersatzmechanik haben. Die meisten defekten Mechaniken sind nicht reparabel.

Drehbleistifte sind im Prinzip genauso unverwüstlich wie die Druckbleistifte. Dennoch kommt es durch Oxidation in der Mechanik immer wieder zu Blockaden. Ein Einlegen der Mechanik in Öl kann oft helfen. Zudem ist die Mechanik nicht gegen Überdrehen geschützt. Schon bei leichterer Gewaltanwendung kann die Führung des Metallstiftes, der die Mine nach vorne drückt, abscheren. Ein Ausbau der Mechanik ist nicht einfach, häufig sogar unmöglich und Ersatzmechaniken werden nicht mehr hergestellt. Damit ist ein defekter Drehbleistift meist nur noch ein Dekorationsstück.

Die Funktionalität hat großen Einfluss auf den Wert des alten Schreibgerätes. Hinterfragen Sie insbesondere bei Onlineanbietern oder Online-Auktionen die Funktion. Erfolgt keine zufriedenstellende Antwort seien Sie beim Kauf vorsichtig. Bei Angaben wie: "Konnte nicht getestet werden, da keine Tinte vorhanden" kann man davon ausgehen, dass die Mechanik defekt ist.