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Zelluloid

ZELLULOID
Zu dieser Zeit hatten die anderen Hersteller längst farbige Halter aus dem von der Firma DuPont gelieferten Zelluloid auf den Markt gebracht. Zelluloid war bereits 1896 als Ersatzmaterial für Elfenbein zur Herstellung von Billardkugeln erfunden worden. Im Laufe der Zeit fand es vielfältigen Einsatz in der Fahrzeug- Schmuck- Spielwaren- Optik- Musikinstrumenten- Werbeartikel- und Möbelbranche. Seine Vorteile: es ist transparent (der Füllhalter erhält einen sichtbaren Tintenstand), läßt sich in jedem Farbton leuchtend einfärben, selbst Perlmuttimitationen sind möglich, ist sehr bruchfest (Parker warf seine Füller vom Fernsehturm in Berlin, ließ sie von Bussen überrollen etc. - die Konkurrenz konterte: mit unseren Haltern kann man schreiben!), ist ebenfalls gegen Säuren und Basen beständig, allerdings nicht gegen Alkohol, Azeton (Nagellackentferner) und andere organische Lösungsmittel (viele Klebstoffe), läßt sich plastisch verformen (biegen, pressen, ziehen, blasen, prägen) oder wie Holz bearbeiten und mit Aceton verkleben. Typisch ist der Kampfergeruch, besonders beim Reiben mit einem Tuch.
Während marmoriertes Hartgummi ebenso wie Galalith eine schlierenartige Farbgebung (wie in Quark verrührte Erdbeersoße) hat, entstehen bei marmoriertem Zelluloid immer scharf abgegrenzte Farbblöcke. Dies liegt im Herstellungsprozess begründet: die einfarbigen Klötze werden in Scheiben gesägt oder in kleine Stücke zerhackt, die unter Druck mit andersfarbigen Stücken verklebt werden. Werden die verklebten Platten (meist bunt/transparent) in Querrichtung zersägt, entsteht ein transparent-buntes Streifenmuster, das ebenfalls eine Tintensicht ermöglicht. Ein nochmaliges Verkleben und Zersägen erzeugt ein Muster kleiner Vierecke wie Eidechsenhaut. Je nach Zersägen und Verkleben ergibt sich eine unendliche Vielfalt an Mustern.
Pelikan, Faber Castell und Soennecken verwendeten Zelluloid bis in die sechziger Jahre, Mont Blanc stellte bereits in den fünfziger Jahren auf Thermoplaste um.
Die Nachteile des Zelluloids liegen in seiner Unbeständigkeit gegen organische Lösungsmittel, seiner gefährlichen Brennbarkeit (halten Sie bloß kein brennendes Streichholz an einen Zelluloidhalter), seiner aufwendigen Produktion, die nach heutigen Sicherheitsvorschriften fast unmöglich ist, da als Ausgangsstoff Schießbaumwolle verwendet wird (die auch die Grundlage für die Sprengstoffherstellung bildet), sowie den aufwendigen und langwierigen Trockenprozessen, bevor das Material
endgültig verarbeitet werden kann.