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Deutsche Schreibgeräteindustrie

Das wirtschaftliche Umfeld

Mitteleuropa entwickelte sich im 19ten Jahrhundert zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftsräume weltweit. Großes Bevölkerungswachstum, breites Bildungsniveau und starkes industrielles Wachstum sorgten bis Ende des 19ten Jahrhunderts für diesen Erfolg. Dazu kam 1871 die politische Einigung der über 100 deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Reich. Zölle und Grenzhemmnisse fielen weg. In Preußen und Österreich gab es bereits funktionierende Verwaltungsstrukturen und eine hochentwickelte Industrieproduktion, insbesondere für Waffen und Landmaschinen. Durch den Wegfall der Grenzen steigerte sich der Wirtschafts- und Warenverkehr extrem. Das große Bevölkerungswachstum und das relativ hohe Bildungsniveau in allen Bevölkerungsschichten sorgten für gut ausgebildete billige Arbeitskräfte. Der wachsende Bedarf an Industriegütern, insbesondere bei den östlichen Nachbarn, konnte aufgrund der historischen guten Handelsbeziehungen und der guten Infrastruktur fast ohne Wettbewerb bedient werden. Das schon damals weltweit vernetzte Bankensystem, welches zu großem Teil deutschen Ursprungs war, sorgte für die Bereitstellung des notwendigen Kapitals zur Finanzierung dieses außergewöhnlichen Wachstums. Qualitativ hochwertige Industrieprodukte wurden erfolgreich weltweit exportiert. Zum Schutz gegen diese starke Konkurrenz reagierten viele Nachbarstaaten mit Restriktionen. England verlangte, dass deutsche Produkte mit „Made in Germany" gekennzeichnet wurden. Das führte aufgrund der Überlegenheit der deutschen Produkte jedoch zum Gegenteil. „Made in Germany“ wurde zum weltweiten Exportschlager. Dieses galt auch für Produkte aus dem heutigen tschechischen Raum. Die Tschechoslowakei war in den dreißiger Jahren unter den zehn größten Industrienationen (vor Italien) der Welt. „Made in Bohemia" war wie „Made in Germany" ein Qualitätskennzeichen. Ende des 19ten Jahrhunderts lebten in Deutschland über 55 Millionen Menschen (1914 65 Mio). Das Bevölkerungswachstum war um fast 30% höher als in Frankreich und England, und Deutschland war auf dem Weg, die zweitgrößte Industrie-Nation nach den Vereinigten Staaten zu werden.

Dieser starke wirtschaftliche Wachstumsprozess benötigte in allen Bereichen gesicherte, nachvollziehbare und dokumentierte Informationen. Es entwickelten sich die heutigen Buchhaltungs- und Steuerrichtlinien mit starker Unterstützung durch Banken und Staaten. Von der Bestellung bis zur Auslieferung wurde der Warenverkehr dokumentiert. Verwaltungsstrukturen mit großen Beamtenstäben reglementierten und kontrollierten diesen Wachstumsprozess, insbesondere um den Staat an diesem Erfolg steuerlich mitverdienen zu lassen.


Sämtliche Dokumentationen wurden mittels Bleistift, Tinte, Feder und Papier durchgeführt. Je nach Bedarf wurde mit Bleistift oder Tinte geschrieben. Dieses sind die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufstieg der Nürnberger Bleistifthersteller FABER, STAEDLER, LYRA, SCHWAN oder MARS zu weltweit führenden Produzenten. Der Bleistift war aber nicht dokumentenecht und deshalb für offizielle Dokumente nicht zulässig.

Die Anfänge

Die Entwicklung der industriellen Feder- und späteren Füllhalterproduktion lief parallel zur weltweiten industriellen Entwicklung. Die größten Stahlfederproduzenten waren Mitte des 19ten Jahrhunderts in England entstanden. Die Stahlfederproduktion gehörte zu den ersten industriellen Massenproduktionen. Die Herstellung wurde in einzelne Arbeitsschritte aufgeteilt, welche in den Produktionsräumen hintereinander mit Hilfe von Maschinen abgearbeitet wurden. Diese neue Art der industriellen Massenproduktion war beispielgebend für die Herstellung vieler anderer Industriegüter. England war lange Zeit der weltweit größte Produzent und Exporteur von Stahlfedern. Unternehmen wie PERRY  hatten schnell über 1.000 Mitarbeiter. Der Marktführer GILOT in England produzierte um 1850 180 Millionen Stahlfedern pro Jahr. Qualitativ hatten die englischen Produzenten lange Zeit die besten Produkte. Neben den Schreibeigenschaften war die Säure- und Korrosionsbeständigkeit wichtigstes Qualitätsmerkmal. Viele Stahllegierungen entsprangen dem Bedarf der Stahlfederproduzenten. Bald entstanden auch in Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten Produktionsstätten. Insbesondere in Deutschland konnten Federproduzenten wie BRAUSE, HEINZE & BLANKERTZ und SOENNECKEN an die Qualität der englischen Federn heranreichen. Exportiert wurden deutsche Stahlfedern jedoch kaum, da der eigene Markt fast alles absorbierte.

Neben der Korrosionsbeständigkeit, welche am besten über eine Goldfeder gelöst wurde, war die Entwicklung eines Schreibgerätes mit Tintenbehälter eine der größten Herausforderungen, damit das zeitaufwendige  Eintauchen in das Tintenfass entfiel. Schon im siebzehnten Jahrhundert dokumentieren Patentschriften eine Vielzahl von Versuchen, das Problem zu lösen. Am erfolgreichsten in der Umsetzung war L.E-WATERMAN in den USA, welcher 1880 seine ersten auf einem eigenen Patent basierenden Füllfederhalter verkaufte. Es folgten PARKER 1886, in England ONOTO 1888 und SWAN 1897, in Deutschland SOENNECKEN 1889, KLIO 1893, J.FABER und SIEBER & LÖWEN (MATATADOR) 1895, KAWEKO 1896, in Kroatien PENKALA 1899 und viele weitere. Bis 1900 gab es weltweit schon über 30 Füllfederhalterproduzenten, welche aufgrund der hohen Nachfrage schnell wuchsen.

Die Produzenten verkauften neben der eigenen Markenware einen Großteil auch unter dem Namen des Käufers. Zur Sortimentsabrundung nahmen in der Zeit viele namhafte Bleistifthersteller wie STAEDLER oder A.W.FABER Füllhalter in ihr Sortiment auf, welche sie vorerst nicht selber produzierten, sondern u.a. bei MONTBLANC oder KAWECO zukauften. Verkauft wurde schon damals alles, was man für das Büro brauchte, über einen gut organisierten Schreibwarenfachhandel. Die Firma SOENNECKEN aus Bonn hatte zu dieser Zeit weit über 1.000 verschiedene Bürobedarfsartikel im Sortiment. Das regelmäßige Branchenmagazin „Der Papierhändler“ soll 1912 eine Auflage von über 10.000 Exemplaren gehabt haben. 1908 wurde in Hamburg die SIMPLO FILLER PEN CO. gegründet, welche später unter dem Namen MONTBLANC zum führenden Schreibgeräteproduzenten wachsen sollte.

Füllfederhalter waren ein sehr erfolgreiches Geschäft. Im Zuge des Wohlstandswachstums im ausgehenden 19ten Jahrhundert bis zum ersten Weltkrieg waren Füllfederhalter Statussymbol für Fortschritt und Reichtum. Ein guter Füller mit Goldfeder kostete je nach Größe 10 - 25 Reichsmark. Das entsprach fast der Hälfte eines Industriearbeiter-Monatslohns. Trotzdem hatte kaum einer der Produzenten unternehmerische Schwierigkeiten. Der Markt absorbierte jede Produktionssteigerung. Neben den USA gehörten England und Deutschland zu den größten Produzenten. Daneben gab es Hersteller in Frankreich, Italien, Japan und Kroatien. Schon damals war der Export wichtig. Die deutschen Hersteller waren in ganz Europa präsent, mit dem besonderen Schwerpunkt Süd-Ost-Europa. Schätzungsweise wurden vor Beginn des ersten Weltkriegs in Deutschland jährlich über eine Million Füllfederhalter verkauft. In der Schreibgeräte-Werbung machte sich inzwischen die allgemeine europäische Kriegsstimmung bemerkbar. Eine Vielzahl von Herstellern betrieben Werbung mit einem klaren Bezug zu Soldaten und Militär. Trotz des Ausbruchs des ersten Weltkriegs konnten im ersten Kriegsjahr weiterhin Füllfederhalter gut verkauft werden. Feldpostbriefe mussten geschrieben werden und einige Hersteller wie MONTBLANC brachten spezielle Soldatenprodukte wie die SIMPLO-Patrone auf den Markt. Neben Füllhaltern wurden während des Krieges von vielen Herstellern kriegswichtige Produkte wie Zünder oder Bauteile für Waffen produziert. Gegen Ende des ersten Weltkriegs war in Deutschland der Markt für Füllfederhalter zusammengebrochen. Es herrschte Mangelwirtschaft, und das Sichern der täglichen Nahrung war wichtiger.

Zwischen den Weltkriegen

Trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann der Verkauf von Schreibgeräten wieder stark zu steigen. Die Produktionsanlagen waren durch den Krieg nicht zerstört worden und die alten Handelsbeziehungen sowie die Verwaltungsstrukturen waren noch intakt. Die riesigen Reparationszahlungen an die Siegermächte, der Landverlust und die wirtschaftlichen und militärischen Einschränkungen durch den Versailler Vertrag sowie die Einfuhrblockade durch die Engländer sorgten für eine massive Verarmung der Bevölkerung in den ersten Nachkriegsjahren. Es soll weit über 500.000 Hungertote in dieser Zeit in Deutschland gegeben haben. Dennoch musste wieder viel geschrieben und dokumentiert werden. Der große Bedarf führte zu einer Vielzahl von Neugründungen: OSMIA 1919, ASTORIA 1921, LUXOR, UHU, HARO 1926, ROTRING 1928 etc. Die Löhne waren im Vergleich zu England und Frankreich sehr viel niedriger, so dass deutsche Schreibgeräteproduzenten qualitativ hochwertige Produkte zu günstigen Preisen wieder erfolgreich exportierten. Abgesehen von PENKALA in Kroatien und einigen kleineren italienischen Produzenten wurde gesamt Osteuropa und größtenteils Südeuropa mit fast ausschließlich deutschen Produkten versorgt. Englische, französische oder amerikanische Hersteller hatten keinen Zugang zu diesen großen Märkten oder waren schlicht zu teuer. Aber amerikanische und englische Hersteller hatten auch kein großes Interesse an diesen Märkten. Der starke Binnenmarkt der USA sowie die guten Handelsbeziehungen nach Mittel- und Südamerika sorgten bei den amerikanischen Produzenten für erfolgreiche Jahre. Zeitweise gab es weit über 50 Füllhalterhersteller in den USA, und es sollen jährlich über 20 Millionen Füllhalter verkauft worden sein.

Zu den führenden Unternehmen gehörten PARKER, WATERMAN, SHEAFFER und WAHL-EVERSHARP. Auch SWAN, CONWAY STEWARD, WYVERN und ONOTO in England waren durch ihr weltweites Handelsnetz sehr erfolgreich. Außerhalb Europas spielten die deutschen Schreibgeräteproduzenten bis auf wenige Ausnahmen, wie FABER in den USA, keine Rolle. Vielmehr wurden die anfänglichen Erfolge durch die Inflation in Deutschland 1923 stark behindert. Die Ursache waren die extrem hohen Reparationszahlungen, welche 1920 auf 269 Milliarden Goldmark, zahlbar über 42 Jahre, festgelegt worden waren. Das entspricht einem heutigen Wert von 1.400 MRD Euro. Tatsächlich wurden über Jahrzehnte mehr als 60 MRD Goldmark gezahlt. Die damalige Regierung hatte durch die enormen Reparationszahlungen sehr viel weniger Einnahmen als Ausgaben und fing an massiv Geld zu drucken.


Der Wert des Geldes sank täglich. Am 31 Januar 1922 bekam man für einen US-Dollar 199 Reichsmark. Am 15ten November 1923 hatte ein US-Dollar den Wert von 4.200.000.000.000 Reichsmark. In dieser Zeit kam der klassische Geldverkehr völlig zum Erliegen. Alle Einnahmen wurden sofort wieder ausgegeben, z.B. für Werbung. Der damalige Betriebsleiter von MONTBLANC ließ von Berlin die neu gedruckten Geldscheine nach Hamburg einfliegen, damit die Mitarbeiter so früh wie möglich als erste das Geld ausgeben konnten, bevor der Bahntransport kam und das Geld sich im Wert schon wieder halbiert hatte. Daher gibt es aus dieser Zeit kaum Preislisten oder Kataloge der Schreibgeräteproduzenten, da sich die Preise täglich änderten. Oft wurden Tauschgeschäfte als Ersatz durchgeführt.

Weltwirtschaftskrise

Die Inflation wurde im November 1923 durch eine Währungsreform in Absprache mit den Siegermächten beendet. Ein wirtschaftlich zerstörtes Deutsches Reich hätte die stark in Dollar verschuldeten Länder Frankreich und England mit in den Abgrund gezogen und damit auch die USA stark geschädigt. Dazu sahen die Siegermächte Deutschland als wichtigste Puffermacht zum sozialistischen Russland, welches durch seine Enteignungspolitik zum größten Feind des weltweiten Kapitals geworden war. Deutschland hatte den Weltkrieg verloren, aber es war zu wichtig für die schon damals stark politisch einflussnehmenden Finanzmärkte, um einfach fallen gelassen zu werden. Die Reichsmark, vorerst als Rentenmark eingeführt, hatte wieder ein Wechselkursverhältnis zum Dollar wie 1914. In Deutschland kehrte wieder eine planbare Normalität ein. Die Schreibgeräteindustrie in Deutschland entwickelte eine Vielzahl von neuen Produkten und Vermarktungskonzepten. Die maßgeblichen Impulse dafür kamen aus Amerika, wo die Produzenten Ihre Produkte ungehindert durch Weltkrieg und Inflation weiter entwickelt hatten. So wurde der in den USA entwickelte Drehbleistift in Deutschland mit eigenen Patenten erfolgreich eingeführt. Das Vermarktungskonzept "MEISTERSTÜCK" von MONTBLANC mit lebenslanger Garantie wurde 1924 erstmals angeboten. Neue Werkstoffe wie farbiges Galalith und das vom US Unternehmen DUPONT weiterentwickelte Zelluloid ermöglichten erstmals unbegrenzte Farbmöglichkeiten. Die Jahresproduktion von Füllhaltern in Deutschland erreichte weit mehr als 5 Millionen Stück. Marktführer war inzwischen in Deutschland die Firma OSMIA und 1929 stieg die Firma PELIKAN mit dem damals richtungsweisenden und ausgereiften Kolbenfüller Nr. 100 in den Markt ein. Die "goldenen zwanziger Jahre" sorgten für einen kurzen, starken, wirtschaftlichen Aufschwung.

Über 20 MRD Reichsmark an ausländischen Krediten waren zu attraktiven Zinsen nach Deutschland geflossen. Insbesondere US-Unternehmen suchten durch Direktinvestition in Deutschland den Marktzugang zu Europa. FORD gründete eine Niederlassung in Berlin und baute 1929 in Köln eine eigene Fabrik, GENERAL MOTORS kaufte 1929 OPEL, Deutschlands größten Autobauer und PARKER übernahm 1928 den Marktführer OSMIA. Wie anfällig und abhängig die weltweite Wirtschaft von gesicherten Kapitalströmen war zeigte die Weltwirtschaftskrise mit dem "schwarzen Freitag" im Oktober 1929. Eine platzende Spekulationsblase in den USA sorgte durch weltweit stark unterfinanzierte Banken und kurzfristig kündbare Kreditstrukturen für eine nicht kontrollierbare Kettenreaktion. Man versuchte, die massiven Verluste der Wallstreet mit dem Rückfluss kurzfristig kündbarer Kredite, insbesondere aus Deutschland zu decken. Es reichte nicht aus. Das Resultat bedeutete ein Rückgang der Industrieproduktion in den USA und Deutschland von über 40%. 1932 gab es in Deutschland 6 Millionen Arbeitslose. Fast alle Schreibgeräteproduzenten schrieben rote Zahlen und einige überlebten diese erneute Krise nicht. ASTORIA wurde an MONTBLANC verkauft, JOHANN FABER ging an A.W.FABER, Parker trennte sich von OSMIA.

Als Folge der Weltwirtschaftskrise wurde der Goldstandard abgeschafft, und es gab mehr Spielraum zum Anpassen der Währung an die eigene Wirtschaftsleistung. Roosevelt stützte die amerikanische Wirtschaft durch den „New Deal“. Das somit wiedergewonnene Vertrauen in die Wirtschaft ließ das Kapital für Investition und Kredite wieder fließen.

Auch Deutschland profitierte maßgeblich davon. Die vermeintliche Stabilität, welche die neue Regierung der NSDAP in Deutschland aufbaute, sorgte wieder für starken Kapitalzufluss insbesondere aus den USA. Starke wirtschaftliche Verflechtungen wie STANDARD OIL (USA), damals das größte Unternehmen der Welt, mit der deutsche IG-FARBEN (Nr.4 auf dem Weltmarkt), waren politisch gewünscht. Die deutsche Regierung sicherte sich damit sehr geschickt unterschiedlichste Rohstoffquellen, um sich auf einen zukünftigen Krieg bestens vorzubereiten und die USA einen aufgerüsteten Partner, der in der Lage war, das sozialistische Russland ggf. durch einen kriegerischen Konflikt in die Knie zwingen zu können. Ab 1934 begann, finanziert durch ein undurchsichtiges Finanzierungssystem der Nationalsozialisten und stark unterstützt durch amerikanische Geldgeber, die Wiederaufrüstung Deutschlands. Für die deutsche Schreibgeräteindustrie begannen sehr erfolgreiche Jahre. Man konnte fast ohne Konkurrenz nach Ost- und Südeuropa liefern, und die Nachfrage im Binnenmarkt stieg durch den steigenden Wohlstand.

Zweiter Weltkrieg

Der Beginn des zweiten Weltkriegs hatte vorerst keinerlei Einfluss auf den Erfolg der deutschen Schreibräteindustrie. Es wurde weiterhin stark in die angestammten Exportmärkte geliefert, und es gab in Deutschland durch die vermeintlich gute wirtschaftliche Situation gute Absätze. Erste Rüstungsaufträge wurden 1940/41 vergeben. Noch 1942 erzielte das Unternehmen MONTBLANC zwei Drittel des Schreibgeräteumsatzes durch Export. Die Umsätze lagen sogar 1943 noch auf Vorkriegsniveau. Erst durch einschränkende Verordnungen des Reichswirtschaftsministers 1942, durch Verknappung der Rohstoffe sowie Kriegsschäden durch Bombenangriffe kam es 1943/1944 zu starken Absatz- und Umsatzeinbußen. Gemäß den Verordnungen durften nur noch schwarze Füller in zwei Ausführungen produziert werden, Zierringe auf den Kappen waren lediglich für den Export erlaubt, Goldfedern durften schon seit 1939 nicht mehr eingesetzt werden. Um die Exportmärkte nicht zu verlieren, rüsteten verschiedene Hersteller wie MONTBLANC etliche ihrer Ländervertretung mit Werkzeugen, Teilen und Material aus, um unabhängig weiter Produkte verkaufen zu können. Dort entstanden dann teilweise eigenständige Farb- und Formserien. Ab 1944 produzierte der Großteil der Schreibgerätehersteller nur noch kriegswichtige Produkte und die Schreibgeräte, die gemäß der Verordnungen zugelassen waren.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende versuchten die Hersteller wieder mit einer normalen Produktion zu beginnen. Es wurde das verarbeitet, was noch an Material da war. Wer Glück hatte, bekam von seinen alten Lieferanten noch Ware. Somit entstanden eine Vielzahl von zusammengewürfelten Farb-und Form-Raritäten. Ab 1948 war man wieder in der Lage, normal zu produzieren. Die meisten Schreibgerätehersteller hatten den zweiten Weltkrieg überlebt. Das große, aber langsame "Herstellersterben" begann erst gegen Ende der fünfziger Jahre mit dem Siegeszug des Kugelschreibers und dauerte bis in die 90er Jahre. Die meisten Hersteller verlagerten zunächst ihre Produktion: SOENNECKEN und KLIO konzentrierten sich auf Büromöbel, HARO auf Papierwaren, GEHA, von PELIKAN übernommen, auf Büromaterial, OSMIA wurde im Besitz von FABER CASTELL als Marke nicht weiter geführt, MATADOR schloss 1973, KAWEKO 1981 und FEND stellte die Produktion 1993 ein.